Trauer verarbeiten

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      Trauer verarbeiten

      Hallo meine lieben,
      Heute wende ich mich mal in einem ernsteren Anliegen als sonst an euch.

      Ich habe vor längerer Zeit jemanden verloren der mir sehr nahe stand. Das ist der Lauf der Dinge und das ist mir auch klar, nur habe ich das Problem das mich die ganze sache regelmäßig in ein tiefes Loch zwingt. Ich träume fast täglich ein mal kurz von selbiger Situation und das nagt noch mehr an mir. Was mache ich falsch? Ich habe mehr als genug geweint und darüber geredet und trotzdem lässt es mich einfach nicht los. Ganz im Gegenteil, es nimmt mir oft jede Lebensfreude und treibt mir immer und immer wieder die Tränen in die augen. Man kann sich betäuben oder selbst belügen aber das ist keine andauernde Hilfe. Habt ihr Erfahrungen diesbezüglich und könnt mir vllt weiter helfen?
      Erstmal mein tiefes Beileid.
      Ich habe leider bereits mehrfach Erfahrungen damit machen dürfen. Und jedes mal war es anders.
      2002 starb meine Tante - an einem unerkannten Hirntumor, innerhalb von 2 Wochen war alles vorbei. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch sehr jung - hatte viele Aggressionen und habe mein Kinderzimmer mehrfach Demoliert. Ein Jahr Später starb mein Opa - das habe ich total verdrängt - wohl, weil 2 Tode kurz hintereinander einfach zu viel waren...
      Vor 2 Jahren starb mein Vater bei einem Verkehrsunfall - das war extrem schwer - zum einen, weil ich da einen kleinen Bruder von 5 Jahren hatte und ihm erklärt werden musste, dass unser Papa nicht mehr nachhause kommt, zum zweiten, weil alles in den Zeitungen stand und zum dritten, weil der Unfallverursacher sich von dem Gerichtsverfahren entzogen hat und trotz Internationalen Haftbefehl die Verhandlung erst vor 3 Monaten stattfinden konnte. Ich habe mich in die Arbeit gestürzt - 2 Jahre keinen Urlaub gemacht - viel geredet, geheult und mit meinem Bruder unternommen.
      Jedes mal habe ich anders getrauert und eines kann ich dir sagen - die Zeit heilt keine Wunden - man lernt nur mit den Narben zu leben. Es kommt immer wieder hoch, auch wenn es dich eine weile ruhig schlafen lässt, die träume, Sehnsüchte und Momente der Ohnmacht kommen zumindest bei mir regelmäßig - wenn auch seltener.

      Bei der Trauerverarbeitung kann man nix "falsch" machen - jeder Trauert anders und auch nicht immer gleich.
      Intelligenz schützt nicht vor Dummheit.

      GravityBeard schrieb:

      Bei der Trauerverarbeitung kann man nix "falsch" machen - jeder Trauert anders und auch nicht immer gleich.

      Die wohl wichtigste Aussage in diesem Zusammenhang! Auch wenn es auf dich wie negative Erlebnisse wirkt - lass es zu und sieh es nicht als etwas, das du ablegen musst, sondern als Teil von dir, von deinem "neuen Dir" das aus dir über die Zeit und anhand der Erfahrungen und Erlebnisse wurde. Leben bedeutet eben nicht nach einem Regelbuch vorzugehen, sondern tatsächlich wahrzunehmen und wortwörtlich zu leben - dazu gehört Auf und Ab :thumbup:
      Von mir verfasste Beiträge befinden sich unter der Creative Commons Lizenz 3.0
      •[ Profil im The Forest Forum & Profil im Stranded Deep Forum ]•
      Und sollt ich gehn.
      solange du noch hier...
      So wisse, dass ich weiterlebe,
      nur tanz ich dann zu einer andren Weise
      -und hinter einem Schleier, der mich verbirgt.
      Sehen wirst du mich nicht,
      jedoch, hab nur Vertraun.
      Ich warte auf die Zeit, da wir gemeinsam neue Höhn erklimmen
      -einer des anderen wahrhaftig
      Bis dorthin leere du den Becher deines Lebens
      bis zur Neige, und wenn du mich einst brauchst,
      lass nur dein Herz mich leise rufen
      ...ich werde da sein.

      -Colleen Hitchcock-
      vote Quimby!
      So wie du es machst würde ich es schon als sehr gut ansehen. Das wichtigste in so einer Zeit ist, dass man sich nicht zurückzieht. Klar, wenn man die Ruhe braucht, sollte man sich eine Auszeit nehmen, aber nicht verkriechen. Reden, weinen, leiden - alles erlaubt. Das gehört wie du richtig sagst mit zur Trauer. Bis diese Trauerzeit umgeht und man mit einem Lächeln auf Erinnerung schauen kann, wird einiges an Zeit vergehen. Aber das ist individuell, bei jedem Menschen. Hauptsache man lässt die Trauer zu. Und wenn man nach Monaten immer noch weint, wenn man daran denkt, ist es in Ordnung.
      Es hört sich allerdings so an, als würde es anfangen dich zu belasten. Was mir damals geholfen hat war eine Beratungsstelle, ganz unverbindlich konnte ich da regelmäßig vorbei gehen und mir alles von der Seele reden, Tipps abholen wie ich selbst zur Ruhe komme. Empfehlen könnte ich aus der Zeit das sog. autogene Training, wenn man dabei konsequent bleibt kann man sich sehr schnell entspannen und aus schwierigen Situationen abrufen. Google gibt dazu etliche Anleitungen.

      Auch von mir noch herzliches Beileid.
      Trost der Erinnerung

      Dankbar sei mit Herz und Munde!
      Und so kehret leicht zurück
      jede schöne, frohe Stunde,
      alles, was dir war ein Glück.

      Und die dunklen Tage malen
      schön sich im Erinnrungsschein,
      wie die Abendwolken strahlen
      golden in die Welt hinein.

      Und du fühlst was du besessen,
      ist noch dein für immerdar;
      Nein, du kannst es nicht vergessen,
      was dir lieb und heilig war.

      Dankbar sei mit Herz und Munde,
      Dankbar heut und alle Zeit!
      Dir auch manche schöne Stunde
      die Erinnerung verleiht.

      Hoffmann von Fallersleben
      "Never stop a running system!"
      Erst einmal vielen Dank an euch alle. Das Problem ist das ich kein mensch bin der gerne und viel über sich redet. Zu erkennen daran das ich eure Hilfe im the forest forum ersuche. ^^
      Ich komme schon klar, hab wahrscheinlich nur nach einem einfacheren weg gesucht den es nicht gibt. Danke das ihr mir zu dieser Erkenntnis verholfen habt, um so schneller kann ich abschließen.
      Das mit dem eigentlich nicht reden wollen, kenn ich. ;) Wenn schreiben mit "Fremden" besser hilft ist es doch auch super.

      Was mir persönlich noch gut geholfen hat zu verarbeiten ist Musik. ca. 18 Stunden am Tag lief sie rauf und runter, kurz vorm einschlafen hab ich sie ausgemacht. Immer wenn ich ne Auszeit brauchte hab ich die Kopfhörer ins Ohr getan und die Welt war was ganz anderes. Klar kann man das nicht immer einfach, in der Schule/auf der Arbeit.
      Vielleicht um ein paar passende Beispiele zu nennen:
      Silv-R - Hölle auf Erden, Timeless - Ich finde keine Worte mehr, oder mehrere Lieder von Zate.

      Einen einfachen Weg gibt es nie, man kann es sich schon leichter machen - aber ob man sich dann richtig damit auseinander gesetzt und alles verarbeitet hat ist eine andere Sache..
      Naja in erster Linie finde ich sowas ja sehr Privat und finde so etwas hat eigentlich nichts im Internet zu suchen.
      Dafür sind Familien, Freunde oder Ärzte gut.

      Aber dennoch werde ich was dazu schreiben.
      Also ein Stück weit fühle ich mit dir da ich selber mal an einer großen Depression litt und noch zusätzlich das Borderline Syndrom, Panik Attacken und Suizid Gedanken hatte.
      Mein Kompletter rechter Arm (Von mir aus gesehen rechts) ist von ganz unten bis oben zur Schulter mit Narben übersäht.
      Dazu kamen Alkohol und Speed was ich noch zusätzlich zusammen mit Antidepressiva (Citalopram100 waren das) nahm, wobei die mehr für die Panik Attacken waren.
      Habe oft Gedacht mir das Leben zu nehmen und habe mir im Vollrausch meine Arme aufgeschnitten und das Blut tropfen lasse.

      Klar kann man das nicht damit vergleichen wenn man einen geliebten Menschen verliert.
      Aber da mich in meiner Vergangenheit viele geliebte Menschen einfach verlassen und ausgesaugt hatten kann ich das ganze ein Stück weit verstehen.

      Geholfen hat mir meine Ärztin und meine Tabletten die mir wenigsten die Panik Attacken ein wenig nahmen.
      Aber in erster Linie waren es meine Eltern und meine Geschwister dir mir Mut gaben und mich unterstützt haben.
      Vor allem meiner Mutter habe ich es wohl zu verdanken das ich noch (naja auch wenn es hart klingt aber) Lebe.
      Zum Schluss habe ich noch meine jetzige Freundin kennen gelernt (mit ihr bin ich seit 3 Jahren zusammen und wir haben einen wunderhübschen Sohn) die auch Depressionen hatte weil sie ihren Bruder verloren hatte, also hatten wir was großes gemeinsam und zusammen haben wir uns dann halt gegenseitig wieder aufgepeppelt.
      Ihr habe ich auch viel zu verdanken.

      Klar Freunde können auch helfen aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine mehr.
      Ich kann dir eins sagen, vertrau auf deine Familie denn sie sind die einzigsten denen du zu 100% Glauben und Vertrauen kannst.
      Sie werden für dich das sein und dich in deiner Schweren Zeit unterstützen.
      Wenn du eine Freundin hast solltest du auch mal mit ihr öfters darüber reden damit du nebenbei noch jemanden hast der sich um dich kümmert und sich vlt mit dir über deine Träume unterhält.

      Noch dazu würde ich auf jedenfall einen Arzt aufsuchen mit dem du den weiteren Verlauf besprechen kannst.
      Lege dir seinen Rat zu Herzen bei mir hat es geholfen.
      Vlt auch eine kleine Therapie wo du dich mal aussprechen kannst.

      Ich hoffe ich konnte helfen--
      Wenn du die Luft nicht bezahlst vergasen sie dich --
      Hatte jetzt nicht die Zeit alle Beiträge meiner Vorredner zu lesen, sorry wenn es schon erwähnt wurde aber Du wirst um professionelle Hilfe nicht herum kommen.

      Meine Frau hat vor ´nem Jahr ihre Mutter an Krebs verloren und im Moment kämpt ihr Dad dagegen. Sieht nicht gut aus und wir stellen uns auf das schlimmste ein. Sie hat bis heute den Tod ihrer Mutter aber noch nicht mal annähernd verarbeitet und wird sich nun auch professionelle Hilfe suchen MÜSSEN. Sie hat eingesehen das es ohne nicht geht und hey, es ist keine Schande sich Hilfe zu suchen, man muss nur lernen diese auch anzunehmen.

      Viel Glück und alles Gute!
      Ich bin nicht die Signatur, ich putz hier nur ^^