Und weiter gehts
____________________
Unter ohrenbetäubendem Getöse eines markerschütternden Gekreisches stieß dieses Wesen sich von der Grottendecke ab, kopfüber sauste es aus etwa zehn Metern über mir auf mich nieder. Mit dem leuchtenden Kelch über seinem Kopf kam es in Sekundenbruchteilen näher. Im allerletzten Moment hechtete ich zur Seite und krachte dabei mit meiner linken Schulter gegen die felsige Wand. Es knackste gut hörbar in meinem Oberarm - ich fluchte vor Schmerz und ohne Rücksicht auf mein eigenes Leben, hallte mein Gezeter laut in der Höhle wider. Das Wesen, das ich nun als einen weiteren dieser irregewordenen Wilden erkannte, prallte ebenfalls auf dem Boden auf und blieb schwer atmend auf seinem Rücken liegen. Auf allen Vieren, mit der Axt in der Rechten, und einem angewinkelten linken Arm, kroch ich zu ihm. Nun sah ich deutlich in welch absurdem Winkel das Rückgrat des Wilden zum Rest des Körpers abbrach. Keinen Zweifel – er hatte sich die Wirbelsäule gebrochen – doch noch lebte er und ich konnte mir beim besten Willen keinen Reim darauf machen, wieso das so war. Kein normales Lebewesen würde solch einen Sturz überleben. Plötzlich öffnete er seine Augen und starrte mich an – da waren sie wieder, diese leuchtend orangerot lodernden Iriden. Voller Hass und Gier nach meinem Leben fletschte er abwechselnd die Zähne und knurrte mich an. Mit meinem mit der Axt bewaffneten rechten Arm holte ich aus, soweit es meine Verletzungen zuließen, atmete tief durch und blickte hinab in die Augen dieses Mannes, schürzte meine Lippen voll widerwilligem Mitleid mit dem Geschöpf und ließ die Axt mit all meiner Kraft hinabrauschen.
Als ich mich zum Gehen erhob sah ich den so eben abgetrennten Kopf in die Wasserlache davonrollen. Er kam zum erliegen und starrte mich weiterhin mit verkrüppelten gefletschtem Mund an. Die Augen verblassten, wurden grau, schließlich leer. In der Finsternis hätte man annehmen können, dass dieses Wesen keine Augen besaß – betrachtete man ihn näher, so stellte man zwei obsidianschwarze Augäpfel fest, die in ihren Höhlen hervortraten. Der weitere Weg erwies sich als ein weniger schreckliches Labyrinth, als ich anfangs vermutete. Bis auf eine einzige Stelle im Höhlenkomplex, ließ mir der natürliche Pfad keine andere Wahl für Abweichungen von ihm. An der besagten Stelle jedoch – die wiederum, wie zur Warnung der Eindringlinge, mit drei baumelnden Leichen bestückt war – blieb ich stehen und grübelte angestrengt unter pochenden Kopfschmerzen nach. Es nützte nichts, denn ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, und wählte den Weg zu meiner rechten, an dessen Ende ich ein hoffnungsvolles Leuchten vernahm.
Das Leuchten befand sich in einer größeren Grotte, dessen Decke nicht auszumachen war und ging erneut von einigen im Kreis platzieren Kerzen aus, die abermals einen Leichnam umschlossen. Dieser wies jedoch einen weit höheren Verwesungszustand auf und ich fragte mich, welch kranker Mensch dieses Opfer so gut sichtbar hat in Szene setzen können, ohne gleichzeitig in die Tiefen der Hölle hinabzufahren. Der leblose Körper gehörte offensichtlich einem jungen Mann – kurze Shorts war ebenso wie die kläglichen Überreste eines klassischen Hemds neben dem konservierten kurzem Haar erkennbar. Neben ihm lagen einige Gegenstände dessen ursprüngliche Funktion niemand mehr zu bestimmen vermochte – bis auf ein an dieser Stelle definitiv deplatziertem Buch, dessen Einband aus einem samtigen Leder bestand, welches einige Seiten gut erhaltenem Pergaments enthielt. Beim Durchblättern merkte ich, dass fast alle Blätter unbeschriftet waren und beschloss es in meinem Rucksack zu verstauen. Ich glaube, ich wusste bereits in dem Augenblick, als ich den Folianten in meine Tasche packte, er wird einst meine Erlebnisse beinhalten.
Die Kerzen flackerten auf einmal, als würde ein starker Windstoß sie versuchen auszublasen. Ich zuckte zusammen und schaute nach vorn in den hinteren Teil dieses Höhlenabschnitts. Die Kerzen boten genug Licht um die Wand am Ende des Raums zu erhellen – just in dem Moment, als sich ein riesiger Schatten auftat, welcher von glucksenden wässrigen Lauten begleitet wurde, und deutlich hörbar näher kam. Es klang fast so, als würde ein Fisch um Luft ringend auf dem Boden zappeln und immer wieder mit seinen feuchten Flossen auf die Holzdielen eines Fischerboten aufschlagen. Dann ein Schrei – viel intensiver und langgezogener als die der Wilden im Areal weit außerhalb der Grotte. Wie nicht von dieser Welt kreischte, schnaufte und platschte dieses Schatten-Phantom hinter einer Felsenecke und bewegte sich vorwärts. Ich rannte los um Schutz hinter einem größeren Stein zu suchen, unmöglich hätte ich den Ausgang dieser Grotte erreichen können, ohne dass dieses bedrohliche Ding mich gesehen hätte. Keuchend hockte ich mich hinter den Fels, spähte um die Rundung und hatte keine Bedenken mehr, was meinen geistigen Zustandes betraf – ich musste vollkommen wahnsinnig geworden sein …
____________________
Unter ohrenbetäubendem Getöse eines markerschütternden Gekreisches stieß dieses Wesen sich von der Grottendecke ab, kopfüber sauste es aus etwa zehn Metern über mir auf mich nieder. Mit dem leuchtenden Kelch über seinem Kopf kam es in Sekundenbruchteilen näher. Im allerletzten Moment hechtete ich zur Seite und krachte dabei mit meiner linken Schulter gegen die felsige Wand. Es knackste gut hörbar in meinem Oberarm - ich fluchte vor Schmerz und ohne Rücksicht auf mein eigenes Leben, hallte mein Gezeter laut in der Höhle wider. Das Wesen, das ich nun als einen weiteren dieser irregewordenen Wilden erkannte, prallte ebenfalls auf dem Boden auf und blieb schwer atmend auf seinem Rücken liegen. Auf allen Vieren, mit der Axt in der Rechten, und einem angewinkelten linken Arm, kroch ich zu ihm. Nun sah ich deutlich in welch absurdem Winkel das Rückgrat des Wilden zum Rest des Körpers abbrach. Keinen Zweifel – er hatte sich die Wirbelsäule gebrochen – doch noch lebte er und ich konnte mir beim besten Willen keinen Reim darauf machen, wieso das so war. Kein normales Lebewesen würde solch einen Sturz überleben. Plötzlich öffnete er seine Augen und starrte mich an – da waren sie wieder, diese leuchtend orangerot lodernden Iriden. Voller Hass und Gier nach meinem Leben fletschte er abwechselnd die Zähne und knurrte mich an. Mit meinem mit der Axt bewaffneten rechten Arm holte ich aus, soweit es meine Verletzungen zuließen, atmete tief durch und blickte hinab in die Augen dieses Mannes, schürzte meine Lippen voll widerwilligem Mitleid mit dem Geschöpf und ließ die Axt mit all meiner Kraft hinabrauschen.
Als ich mich zum Gehen erhob sah ich den so eben abgetrennten Kopf in die Wasserlache davonrollen. Er kam zum erliegen und starrte mich weiterhin mit verkrüppelten gefletschtem Mund an. Die Augen verblassten, wurden grau, schließlich leer. In der Finsternis hätte man annehmen können, dass dieses Wesen keine Augen besaß – betrachtete man ihn näher, so stellte man zwei obsidianschwarze Augäpfel fest, die in ihren Höhlen hervortraten. Der weitere Weg erwies sich als ein weniger schreckliches Labyrinth, als ich anfangs vermutete. Bis auf eine einzige Stelle im Höhlenkomplex, ließ mir der natürliche Pfad keine andere Wahl für Abweichungen von ihm. An der besagten Stelle jedoch – die wiederum, wie zur Warnung der Eindringlinge, mit drei baumelnden Leichen bestückt war – blieb ich stehen und grübelte angestrengt unter pochenden Kopfschmerzen nach. Es nützte nichts, denn ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, und wählte den Weg zu meiner rechten, an dessen Ende ich ein hoffnungsvolles Leuchten vernahm.
Das Leuchten befand sich in einer größeren Grotte, dessen Decke nicht auszumachen war und ging erneut von einigen im Kreis platzieren Kerzen aus, die abermals einen Leichnam umschlossen. Dieser wies jedoch einen weit höheren Verwesungszustand auf und ich fragte mich, welch kranker Mensch dieses Opfer so gut sichtbar hat in Szene setzen können, ohne gleichzeitig in die Tiefen der Hölle hinabzufahren. Der leblose Körper gehörte offensichtlich einem jungen Mann – kurze Shorts war ebenso wie die kläglichen Überreste eines klassischen Hemds neben dem konservierten kurzem Haar erkennbar. Neben ihm lagen einige Gegenstände dessen ursprüngliche Funktion niemand mehr zu bestimmen vermochte – bis auf ein an dieser Stelle definitiv deplatziertem Buch, dessen Einband aus einem samtigen Leder bestand, welches einige Seiten gut erhaltenem Pergaments enthielt. Beim Durchblättern merkte ich, dass fast alle Blätter unbeschriftet waren und beschloss es in meinem Rucksack zu verstauen. Ich glaube, ich wusste bereits in dem Augenblick, als ich den Folianten in meine Tasche packte, er wird einst meine Erlebnisse beinhalten.
Die Kerzen flackerten auf einmal, als würde ein starker Windstoß sie versuchen auszublasen. Ich zuckte zusammen und schaute nach vorn in den hinteren Teil dieses Höhlenabschnitts. Die Kerzen boten genug Licht um die Wand am Ende des Raums zu erhellen – just in dem Moment, als sich ein riesiger Schatten auftat, welcher von glucksenden wässrigen Lauten begleitet wurde, und deutlich hörbar näher kam. Es klang fast so, als würde ein Fisch um Luft ringend auf dem Boden zappeln und immer wieder mit seinen feuchten Flossen auf die Holzdielen eines Fischerboten aufschlagen. Dann ein Schrei – viel intensiver und langgezogener als die der Wilden im Areal weit außerhalb der Grotte. Wie nicht von dieser Welt kreischte, schnaufte und platschte dieses Schatten-Phantom hinter einer Felsenecke und bewegte sich vorwärts. Ich rannte los um Schutz hinter einem größeren Stein zu suchen, unmöglich hätte ich den Ausgang dieser Grotte erreichen können, ohne dass dieses bedrohliche Ding mich gesehen hätte. Keuchend hockte ich mich hinter den Fels, spähte um die Rundung und hatte keine Bedenken mehr, was meinen geistigen Zustandes betraf – ich musste vollkommen wahnsinnig geworden sein …